Anfang der 1990er Jahre stand die Weiterexistenz der Klagenfurter Universität auf der Kippe. Was mit einer Reform und Weiterentwicklung für den Standort Klagenfurt begonnen hatte, führte zu einer veritablen Krise mit glimpflichem Ausgang. Nach Vorstudien beauftragte der damalige Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Erhard Busek das Beratungsunternehmen Arthur D. Little mit der „Evaluierung und Weiterentwicklung der UBW Klagenfurt“ mit dem rigorosen Ergebnis: Streichung der geisteswissenschaftlichen Studien und Ausbau der Fachbereiche Wirtschaft und Informatik. Der Protest fiel heftig aus. Unterstützt von Bevölkerung und der Landespolitik gingen die Universitätsangehörigen auf die Straße. Ein Aktionskomitee mobilisierte Öffentlichkeit und Medien, eine zehnköpfige Uni-Arbeitsgruppe formulierte ein „Kärntner Konzept“. Die intensive und mühsame Abwehr „bis an den Rand der Erschöpfung und des Auseinanderfallens“ machte sich bezahlt. Mit UOG-bedingter Verzögerung folgten 1993 die weitgehend ausverhandelte Umstrukturierung in zwei Fakultäten – für Kulturwissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften und Informatik – und der Verzicht auf den Beinamen „für Bildungswissenschaften“.
Foto: Protestkundgebung am 8. Oktober 1992 auf dem Neuen Platz in Klagenfurt, ÖH-Vorsitzende Patricia Crnko (links vom ÖH-Transparent) und Artur R. Bölderl* (rechts), Fotograf/in unbekannt
*Artur R. Bölderl, heute Universitätsdozent an der KTU Linz, hat an der Klagenfurter Universität Germanistik und Philosophie studiert und 1995 sub auspiciis praesidentis Rei Publicae promoviert, aber das ist eine andere - noch ungeschriebene - Geschichte ...
Lit: Albert Berger: Halbzeit, in 40 Jahre Universität Klagenfurt, 2010, S. 33-35.
Bm, 15./21.9.2011
Foto: Vermutlich Fritz