Der Ginkgo-Baum beschäftigt nicht nur Botaniker, sondern seit langem auch schon naturaffine Dichter – und in der Folge die Germanistik. Das liegt am langen Überleben vieler Erdzeitalter des außergewöhnlichen Baumes und an seiner seltsamen Blattform. J.W. von Goethe schrieb 1816 ein Ginkgo-Gedicht, legte ihm ein getrocknetes Ginkgoblatt bei und widmete es seiner letzten großen Liebe Marianne Willemer.
Johannes Mario Simmel verwendete 1970 Goethes Ginkgo-Gedicht „programmatisch“ in seinem Roman „Und Jimmy ging zum Regenbogen“. Der Klagenfurter Germanist Friedbert Aspetsberger wiederum stellte das symbolträchtige Blatt auf das Programm des ersten Johannes Mario-Simmel-Symposiums im Juni 1998, das viel Resonanz im deutschsprachigen Raum erhielt und das die Online-Ausgabe der Rheinischen Post 2004 anlässlich des 70. Geburtstags des populären Autors nachträglich so würdigte: „Die Weihe in akademischen Kreisen bekam der Schriftsteller 1998, als die Universität Klagenfurt ein "Johannes Mario Simmel-Symposium" abhielt.“
Das Ginkgoblatt beim 1. Simmel-Symposium fand – unter Verweis auf die Neue Zürcher Zeitung –schon im gleichen Jahr Aufnahme in Siegfried Unselds* Abhandlung „Goethe und der Ginkgo“. In diesem schönen Insel-Büchlein* erfährt man auch von Peter Handkes Wertschätzung für die „Silbermarille“, wie sie eigentlich nach korrekter Schreibweise auf Japanisch als gin-kyo übersetzt heißt. Handke ist seit 2002 Ehrendoktor der Alpen-Adria-Universität, doch das ist eine andere – noch nicht geschriebene – Geschichte …
*In gut sortierten Buchhandlungen wie K-Buch am Campus ist es fast immer erhältlich.
** So pushte der berühmte Suhrkamp-Verlagschef nicht nur seine Autoren.
Foto: Coverillustration Insel-Bücherei Nr. 1188