„Die Fischl“ – einst Hefe- und Spirituosenfabrik, in den 1970ern Synonym für das Hochhaus Nr. 43 für den Schlaf-, Arbeits-, Besprechungs- und Politisierraum für einen großen Teil der Universitätsangehörigen. Die Stadt Klagenfurt hatte 1969/70 (?) westlich der Fabrik anstelle einer Barackensiedlung Gemeindewohnungen gebaut und davon ca. 15 Ein- und Zweizimmerwohnungen der Universität zur Vergabe überlassen. Es waren so etwas wie „Übergangswohnungen“ für den Einstieg. Da die Universität außer dem sogenannten Vorstufengebäude nur einzelne angemietete Büros in der Stadt hatte, traf man sich abends in einer der Wohnungen – durchgängiges Thema wie auch anderswo Anfang der 70er: Hochschulpolitik.
Im Gründungsgesetz der Hochschule für Bildungswissenschaften war die damals hoch im Kurs stehende Demokratisierung der Universitäten angepeilt, d.h. paritätische Besetzung aller Gremien. Da laufend neue Professoren kamen, musste für jeden auch ein „Mittelbauer“ (von Mittel-„bäuerinnen“ war damals noch kaum die Rede) in den Gründungsausschuss gewählt werden – sozusagen eine unendliche Geschichte mit heftigsten Diskussionen, wie „links“ oder „rechts“ jemand anzusiedeln war („mittel“ war verpönt, weil im Abstimmungsverhalten schwer berechenbar), d.h. mit welcher Stimme für welchen Kandidaten gerechnet werden konnte ...
Foto: Haus 43, Blick vom 12. Stock ostwärts, 1979
Autorin: Hildegard Enzinger, 4/2012
Foto: Hildegard Enzinger
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