Zur Geschichte der Frauenförderstellen an der AAU (I)
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Susanne Dermutz zur Geschichte, Einrichtung und Implementierung der KoSt 2001 – 2005

Die Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung (KoSt) wurde am 15. Oktober 2001 gegründet. Die ersten drei Jahre wurden durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (als Auftraggeber) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert sowie durch materielle und personelle Zuwendungen der Universität Klagenfurt getragen. Mit dieser beachtlichen ministeriellen Anschubfinanzierung hat sich die Universität Klagenfurt nach Ablauf des Projekts zur Implementierung der KoST als Service-Einrichtung verpflichtet. Das Projekt habe ich vorbereitet, mit seiner Durchführung und der Implementierung der KoST wurde ich von der Auftragnehmerin Universität durch Herrn Rektor Winfried Müller beauftragt.

Ziel der KoSt ist laut Projektvertrag die Herstellung der personellen und materiellen Infrastruktur zur Unterstützung der Anliegen der Frauen- und Geschlechterforschung und -Studien und die Einrichtung längerfristiger einschlägiger Initiativen, insbesondere die Betreuung, Weiterentwicklung, Implementierung und Evaluierung des mit WS 2000/01 eingerichteten interdisziplinären Wahlfachs „Feministische Wissenschaft / Gender Studies“. Sie ist eine Anlaufstelle und Bezugsrahmen für Studentinnen und Wissenschaftlerinnen. Für die operativen Aufgaben waren zuerst Margit Bauer und später Irene Bandhauer-Schöffmann und zur Koordinierung der Studentinnen-Projekte mehrere studentische Projekt-Mitarbeiterinnen eingestellt. Die Einbindung der Wahlfach-Studierenden, ihre Mitbestimmung bei der Curriculum-Entwicklung und Gestaltung der Lehre sowie die Durchführung von Workshops und Tutorien für Studentinnen und die öffentliche Präsentation ihrer Arbeiten sind ein Klagenfurter Spezifikum der KoSt.  

Mit dem interdisziplinären Wahlfach „Feministische Wissenschaft / Gender Studies“  wurden die Lehrveranstaltungen des von Frau Bundesministerin Herta Firnberg 1982 eingerichteten und von der Universität Klagenfurt erhöhten „Sonderbudgets für Frauenforschung“ gebündelt und qualitativ weiterentwickelt. Die Lehre im Rahmen des „Sonderbudgets Frauenforschung“ wurde von 1986 bis 2000 von der universitären „Arbeitsgruppe Feministische Wissenschaft“ betreut und verwaltet. Ständige Mitglieder dieser AG waren von Beginn an Helga Rabenstein-Moser (Leiterin), Maureen Devine, Brigitte Hipfl und ich sowie die ÖH-Frauenreferentinnen (Bettina Wellacher, Jolanda Woschitz und Andrea Lauritsch), die auch die Lehrveranstaltungs-Beschreibungen publizierten.

Die maßgebliche Begründung für das Wahlfach ist deren Anerkennung durch die  Studienkommissionen, die den Studierenden die Anrechnung und demnach prüfungsrelevante Auseinandersetzung mit feministischen Inhalten im Rahmen ihrer Studienrichtungen ermöglicht. Zugleich konnten hochkarätige Frauen- und Geschlechter-ForscherInnen mit der Lehre beauftragt, Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen für die Lehre qualifiziert, die Lehrenden entsprechend betreut und universitäts-öffentlich in diversen Veranstaltungen präsentiert werden. Damit sind nicht nur zahlreiche Vertreterinnen der Frauen- und Geschlechterforschung bekannt gemacht worden. Zugleich ist über die vielfältigen disziplinären und interdisziplinären Inhalte, Anliegen, Ausrichtungen und Bedeutungen dieser wissenschaftsgeschichtlich jungen Forschungen auch für die Lehre informiert worden. Das wiederum hat die Bemühungen des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen (AKgleich) um Erhöhung des Frauenanteils unter WissenschaftlerInnen inhaltlich unterstützt.

Die Einrichtung des Wahlfaches geht auf die Initiative des Dekans Friedbert Aspetsberger von der kulturwissenschaftlichen Fakultät zurück, dem auch zu verdanken ist, dass  eine der weltweit nur vier existierenden Fulbright-Professuren „Gender Studies“ der Universität Klagenfurt zugewiesen worden ist. An der Fakultäts-Arbeitsgruppe zur Einrichtung des Wahlfachs beteiligten sich aktiv Brigitte Hipfl und ich, unterstützt wurden wir von Invild Birkhan (KoST Wien) und Ute Liepold (Klagenfurt). Das Wahlfach wurde mit Beginn des Studienjahres 2000/01 implementiert und in den folgenden Jahren im Rahmen der KoSt weiterentwickelt und den neuen curricularen Anforderungen angepasst (z.B. Modularisierung, Expertinnen-Kommission zur Vergabe der Lehre). Die personellen und materiellen Ressourcen der KoSt waren eine unabdingbare Voraussetzung für alle diese Aktivitäten.

Die Einrichtung von Koordinationsstellen war eine der 1990 veröffentlichten Forderungen (u.a. auch nach Frauenbeauftragten für alle österreichischen Universitäten) der „Österreichweiten Plattform für Frauenforschung“ (an deren Treffen ich teilnahm) und der „Wiener Initiative zur Stärkung der Frauenforschung und ihrer Verankerung in der Lehre“. Besonders diese Gruppe der Wiener Wissenschaftlerinnen und Studentinnen hat die Einrichtung der ersten Koordinationsstellen (1993 in Wien und Linz, 1994 in Graz) aber auch der Arbeitskreise für Gleichbehandlungsfragen politisch und rechtlich mit Unterstützung von Beamtinnen des Wissenschafts-Ministeriums maßgeblich durchgesetzt. Um die Jahrtausendwende wurden die Koordinationsstellen in Salzburg, Innsbruck und zuletzt in Klagenfurt geschaffen.

Die Konzeptionen zur Implementierung der KoSt an der Universität Klagenfurt wurden – auf Basis der Normierungen der „Richtlinien zur Frauenförderung“ sowie des „Frauenförderungsplans der Universität Klagenfurt“ - mit dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKgleich) geleistet. Das „Drei-Säulen-Modell“ mit der institutionalisierten Kooperation (Steuerungsgremium) von Rektorat mit dem AKgleich, der KoSt und der für Frauenförderung zuständigen und einzurichtenden Stabsstelle in der  Universitätsleitung wurde mit Rektor Günther Hödl, Senatsvorsitzenden Peter Heintel und Vizerektorin Petra Hesse verhandelt, verabschiedet und eingerichtet. Wegen der gesamtuniversitären, fakultätsübergreifenden Aufgabenstellungen und inhaltlichen Entwicklungsaufgaben war die Zuordnung der KoST zum Studienrektorat geplant.

Nach der Implementierung wurde die langjährige studentische Mitarbeiterin Kirstin Mertlitsch zur Leiterin der KoSt. Aus mehreren Gründen ist die weitere Entwicklung aus meiner Sicht nicht befriedigend verlaufen. Trotz meines langjährigen Engagements und als Verantwortliche für das 2005 abgeschlossene Projekt wurde ich in die Neu-Ausrichtung und Neu-Zuordnung nicht eingebunden.

 Autorin: Susanne Dermutz

 


Foto: TANGO/Boris Kap

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