Zur Geschichte der Frauenförderstellen an der AAU (II)
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Johannes Dollinger und Viktorija Ratković zur Geschichte des Zentrums für Frauen- und Geschlechterstudien

Eine erste feministische Initiative an der 1970 gegründeten Universität Klagenfurt stellte wohl jene autonome Studentinnengruppe rund um Birge Krondorfer dar, die im Jahr 1979 das erste Frauenreferat der Österreichischen HochschülerInnenschaft einrichtete. Diese Gruppe hat zahlreiche frauenbewegte Impulse gesetzt, indem sie eine Uni-Frauenzeitung herausgab, Frauenforscherinnen als Lehrbeauftragte an die Universität einlud und schließlich einige sehr relevante feministische Veranstaltungen organisierte.

Die Durchsetzungsphase der Frauenforschung an der Universität Klagenfurt begann 1985/86 mit der Einrichtung eines „Sonderkontingents Frauenforschung“ durch die damalige Bildungsministerin Hertha Firnberg. Zur Koordination dieses Kontingents setzte die Universität eine „Arbeitsgruppe Frauenstudium und Frauenforschung“ (AG Frauenstudien), bestehend aus Universitätsassistentinnen und Studentinnen, ein. Zu den wichtigen Ereignissen dieser Phase zählen sicherlich auch die Berufung von Jutta Menschik-Bendele zur ersten Professorin an dieser Universität (1984) sowie die studentischen Initiativen zur Organisation der österreichweiten Frauensommeruniversität (1985) und dem IV. internationalen Symposion der Internationalen Assoziation von Philosophinnen. Das „Sonderkontingent Frauenforschung“ wurde in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgeweitet: ab 1988/89 auf 14 Stunden, ab 1990/91 auf 17 Stunden und mit der Überleitung der Universität Klagenfurt in das UOG 93 dann auf 18 Stunden Lehre pro Studienjahr. Mit der Einrichtung des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen (akGLEICH) im Jahr 1991 zeichnet sich schließlich der Beginn einer Professionalisierungsphase ab:  Zahlreiche engagierte Frauen der AG Frauenstudien wechselten in dieses Gremium über.

In den späten 1990er-Jahren vermehrten sich die Bemühungen um eine Bündelung der vor allem durch externe Lehrbeauftragte durchgeführten Lehre. Mit der durch den damaligen Dekan Aspetsberger beauftragten Gründung der AG „Feministische Wissenschaft/Gender Studies“ am 19. November 1999 begann die konkrete Arbeit an einem „Feministischen Grundstudium“ in der Art eines Lehrgangs mit universitärem Charakter, aus dem schließlich das Konzept für ein Wahlfachstudium „Feministische Wissenschaft/Gender Studies“ entwickelt wurde, das im Jahr 2000 startete. Schon im Jahr darauf konnte die Universität Klagenfurt ihre erste Professorin als Fulbright Distinguished Chair in Gender Studies (Juanita Firestone, University of Texas/San Antonio) begrüßen. Federführend bei der Einrichtung des Wahlfachstudiums war Susanne Dermutz, die auch für die Leitung der am 5. Oktober 2001 eingerichteten Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung eingesetzt wurde. Die Koordinationsstelle wurde durch die Gelder eines ESF-Projekts ermöglicht, dass Dermutz initiiert und federführend organisiert hatte. In den folgenden Jahren erfuhr das Wahlfachstudium eine kontinuierliche Weiterentwicklung – auch im Hinblick auf eine interdisziplinäre und interfakultäre Ausrichtung –, an der auch Studierende und universitätsexterne Menschen mitgearbeitet haben.

2004 stellt mit der Implementierung der Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung als Serviceeinrichtung unter der Leitung von Kirstin Mertlitsch und der Einrichtung einer Expert_innenkommission für das Wahlfachstudium „Feministische Wissenschaft/Gender Studies“, die für die Auswahl und Koordination der Lehre zuständig ist, einen weiteren Meilenstein dar. 2005 wurde schließlich das Forschungsprojekt „Kultur & Konflikt“, ein interfakultäres Forschungsnetzwerk mit dem Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik, dem Institut für Medienwissenschaft, dem Institut für Philosophie, der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung sowie der Fakultät für Kulturwissenschaften, ins Leben gerufen; im Rahmen von Kultur & Konflikt gab es in den folgenden Jahren bis heute zahlreiche Publikationen, Vorträge und sonstige wissenschaftliche Veranstaltungen.

Die Koordinationsstelle erfuhr dann Ende 2006 eine weitere strukturelle Veränderung durch die Umwandlung in eine besondere universitäre Einrichtung, dem Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien (ZFG), und die Einsetzung einer wissenschaftlichen Leitung durch Christine Wächter und deren Stellvertretung durch Wilhelm Berger. Durch die Umwandlung erweiterte sich auch der Tätigkeitsbereich des ZFG um die Thematik der Genderforschung.

Das ZFG zeichnete sich in den Jahren von 2006 bis 2011 durch eine Vielzahl von Projekten aus und stellt somit eine sehr aktive Komponente der Universität Klagenfurt dar. Einblick in die vielfältigen Aktivitäten gibt die Forschungsdokumentation der Universität Klagenfurt.

Im Oktober 2011 wurde schließlich gefeiert: Das 10-jährige Bestehen der Einrichtung an der AAU und das 100-jährige Jubiläum des Internationalen Frauentages waren Anlass genug, zurückzublicken, die Gegenwart zu reflektieren und über die Zukunft nachzudenken (siehe weitere Einträge auf HIStories).

 


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